FALL:
Atemluftflasche dreht sich im DL-Korb zu
EREIGNIS
Bei einer Brandbekämpfung mittels Wenderohr aus der DLK haben sich die beiden im Korb befindlichen Einsatzkräfte regelmäßig mit dem Bedienen des Wenderohres und der Korbsteuerung abgewechselt. Hierfür mussten sie mehrfach den Platz innerhalb des Korbes tauschen. Eine Einsatzkraft ist scheinbar mit dem Ventil der Atemschutzflasche genau auf der Höhe des Korbrandes gewesen und hat sich so während der Platzwechsel nach und nach das Ventil zugedreht. Nach einem kurzen Schockmoment, als keine Luft mehr aus dem Atemanschluss kam, hat der Trupppartner schnell reagiert und das Ventil wieder aufgedreht.
FACHKOMMENTAR
Beinahe-Unfälle oder gar Unfälle durch ein zugedrehtes Ventil der Atemluftflasche treten leider immer wieder auf und gehören mit zu den häufigsten Ursachen, die einen Atemschutznotfall auslösen. Wie im Beispiel beschrieben reibt hierbei das Handrad an einer Oberfläche und dreht dadurch Stück für Stück das Ventil zu. Die Hersteller haben darauf schon entsprechend reagiert und bieten Handräder an, die sich bauartbedingt nicht so leicht zudrehen lassen.
Unfallermittlungen zu solchen Fällen haben jedoch auch gezeigt, dass die Ventile nicht ganz geöffnet waren. So wurde beispielsweise eine Einsatzkurzprüfung durchgeführt und das Ventil nur minimal geöffnet. Nach der Kurzprüfung wurde das Ventil nicht wieder geschlossen, so dass auf dem Manometer Druck anzeigt wurde. In diesem Zustand wurde der Einsatz begonnen und dann reichte eine Umdrehung des Handrades und das Ventil war geschlossen.
Eine andere Fehlervartiante ist die, dass der Träger oder die Trägerin sich nicht sicher war, ob die Flasche ganz geöffnet war und dann noch einmal am Ventil herumdrehte. Hierbei schloss er oder sie das Ventil, so dass nach kurzer Zeit die Luft wegblieb.
Wiederum in einem anderen Fall drehte der Trupppartner am Ventil herum und schloss es wieder ein Stück.
Die Beispiele zeigen, wie es zu der Situation kommen kann, in der das Ventil nicht ganz geöffnet ist und wenige Umdrehungen reichen um das Ventil zu schließen.
Neben der technischen Lösung des schwer von selbst zuzudrehenden Handrades muss vor allem in der Ausbildung auf das Problem eingegangen werden. Die Einsatzkräfte müssen geschult und regelmäßig erneut unterweisen werden, wie eine Einsatzkurzprüfung durchgeführt wird. Im Weiteren müssen sie geschult werden, dass vor dem Einsatz geprüft werden muss, ob das Handrad auch wirklich komplett geöffnet ist. Aktuell wird bei Ventilen immer geschult, dass man das Handrad immer eine halbe Umdrehung zurückdreht. Hintergrund ist, dass man die Dichtungen schonen möchte, indem man sie nicht unter Belastung (Druck) lässt. Das ist bei Atemluftflaschen jedoch falsch. Diese müssen bis zum Anschlag auf oder zugedreht werden.
Neben der Schulung der korrekten Inbetriebnahme eines Atemschutzgeräts gehört auch eine Notfallschulung zur Grundausbildung. Die Atemschutztragenden müssen wissen, wie sie im Fall einer Störung handeln müssen. Dazu gehört auch die Kontrolle des Handrades bei einer plötzlichen Luftnot.
Dieses Fallbeispiel beruht auf anonymen Schilderungen. Hier gegebene Handlungsempfehlungen befreien nicht von der Pflicht zur Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften und des sicherheitstechnischen Regelwerks.