FALL:
Bitumen ergießt sich über AGT
EREIGNIS
Die Feuerwehr wurde zu einem Zimmerbrand alarmiert, der beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bereits auf den Dachstuhl übergegriffen hatte. Da sich keine Personen mehr im Gebäude befanden, schickte der Gruppenführer des ersten Löschfahrzeuges seinen Angriffstrupp zur Brandbekämpfung in das Gebäude. Während des Innenangriffs wurde im Bereich des Treppenaufgangs zum Dachstuhl, der bereits in Flammen stand, durch eine stoßartige Löschwasserabgabe ein Eimer mit Bitumenanstrich zum Umstürzen gebracht. Dabei ergoss sich ein Großteil des Eimerinhaltes über den Strahlrohrführer. Der Angriffstrupp beendete sofort die Löscharbeiten und trat den Rückzug an. Das Atemschutzgerät und die PSA blieben während des Rückzuges funktionsfähig, waren jedoch nach dem Einsatz nicht mehr verwendbar. Nur durch die korrekt angelegte PSA konnte eine ernsthafte Verletzung verhindert werden.
FACHKOMMENTAR
Einsätze unter Atemschutzgeräten gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten im Feuerwehrdienst. Unter Atemschutz dürfen deshalb nur Feuerwehrangehörige eingesetzt werden, die körperlich und fachlich dafür geeignet sind. Ein Atemschutzgeräteträger sollte die mit dem Einsatz verbundenen Gefahren kennen und diese beim Innenangriff beachten, so hat auch der Gruppenführer bei der Einteilung der Einsatzkräfte die Erfahrung der einzelnen Kameradinnen und Kameraden zu berücksichtigen. Dennoch kann es immer zu unerwarteten Ereignissen und Gefahren kommen.
Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) gilt daher als letzte Schutzbarriere. Um bestmöglich geschützt zu sein, müssen alle Bestandteile der PSA vollständig und korrekt angelegt sein. Speziell beim Atemschutzeinsatz müssen sich die Einsatzkräfte innerhalb eines Trupps unterstützen, insbesondere beim Anschließen des Atemanschlusses und bei der Kontrolle des sicheren Sitzes der Atemschutzgeräte und die richtige Lage der Anschlussleitungen sowie der Bebänderung. Des Weiteren ist eine gegenseitige Kontrolle des Dichtsitzes bei Flammschutzhauben und der korrekte Sitz der PSA erforderlich, so dass keine freien Hautstellen zu erkennen sind und überall eine Überdeckung der PSA gegeben ist.
Man kann nicht alle Gefahren im Einsatz beseitigen, deshalb ist es umso wichtiger sich durch eine regelmäßige und gezielte Ausbildung auf den Atemschutzeinsatz vorzubereiten. Ausbildungseinheiten in der Strahlrohr- und Schlauchführung oder über die Gefahren im Atemschutzeinsatz können den Atemschutzgeräteträgern bei der Einsatzvorbereitung helfen.
Nach solchen Einsätzen ist eine Einsatzauswertung von besonderer Bedeutung, weil dabei die Einsatztaktiken und Vorgehensweisen besprochen und ausgewertet werden können. Auch Gefahren an der Einsatzstelle und Verbesserungspotenziale sollen dabei für alle Einsatzkräfte aufgezeigt werden
Dieses Fallbeispiel beruht auf anonymen Schilderungen. Hier gegebene Handlungsempfehlungen befreien nicht von der Pflicht zur Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften und des sicherheitstechnischen Regelwerks.