FALL:
Karabiner öffnet sich bei Selbstrettungsübung
EREIGNIS
Im Rahmen eine Selbstrettungsübung mit einem integrierten Rettungssystem (IRS) öffnete sich der Karabiner. Hierdurch löste sich der verwendete Bremsknoten zum Teil. (Ein Bremsen war zwar noch möglich, jedoch war der Knoten nicht mehr gesichert. Als redundante Sicherung wurde ein Auffanggurt verwendet, sodass dieser einen Absturz verhindert hätte.
FACHKOMMENTAR
Über Jahrzehnte wurde der Feuerwehr-Haltegurt als Möglichkeit zur Selbstrettung mitgeführt. Der Feuerwehr-Haltegurt ist genormt und deutschlandweit in Aufbau und Bedienung gleich. Durch eine zusätzliche Öse am Karabinerhaken muss kein Bremsknoten angelegt werden, was das Herstellen des Bremssystems sehr einfach und sicher macht.
Allerdings bietet der Feuerwehr-Haltegurt auch Nachteile. So kann er vergessen werden, ist in Verbindung mit einem Atemschutzgerät unergonomisch und drückt das schützende Luftpolster in der Einsatzschutzkleidung zusammen.
Seit einiger Zeit bieten die Hersteller von PSA daher in die Einsatzschutzkleidung integrierte Gurte zur Selbstrettung an. Diese werden immer mitgeführt und drücken das Luftpolster nicht zusammen. Allerdings sind sie nicht genormt, sodass jeder Hersteller von PSA ein eigenes System hat. Teilweise unterscheiden sich durch Weiterentwicklungen oder Änderungen sogar die Komponenten innerhalb einer PSA-Linie.
Durch die unterschiedlichen Systeme ist es notwendig, dass die Einsatzkräfte umfassender im Umgang mit den Komponenten geschult werden. So müssen die Systeme zu Einsatzbeginn zunächst einsatzfertig gemacht werden. Schon hier kann es zu Problemen und Fehlern führen, wie ein Unfall in Baden-Württemberg zeigte. Hier vergaß der Träger, das System zu verbinden, so dass der Gurt unter Belastung aus der Jacke gezogen wurde.
Eine weitere schon häufiger dokumentierte Fehlerquelle ist der Bremsknoten in Verbindung mit dem Karabinerhaken. Zum einen muss das Herstellen des HMS-Knotens immer wieder geübt werden um ihn fehlerfrei zu erstellen. Zum anderen muss das Seil korrekt in den Karabiner eingelegt werden. Zwar werden Karabiner mit Trilock-Verschlüssen (Drei-Wege-Verschluss) verwendet um ein unbeabsichtigtes Öffnen zu verhindern, jedoch ist kein System perfekt. Trilock-Karabiner (kann je nach Hersteller auch andere Namen haben) funktionieren über eine Abfolge von drei Handlungen. Drehung der Verschlusshülse, Verschieben der Verschlusshülse und das Hereindrücken des Schnappers. In seltenen Fällen, jedoch möglich kann es passieren, dass das durchlaufende Seil die Verschlusshülse dreht und je nach Einlaufwinkel auch herunterschiebt. Der Verschluss kann sich dann öffnen. Es ist daher wichtig, das Seil korrekt in den Karabiner einlaufen zu lassen.
Auch wenn die integrierten-Rettungssysteme gegenüber dem klassischen Feuerwehr-Haltegurt einige Vorteile aufweisen, so ist die Handhabung doch komplizierter und bedarf einer intensiveren Schulung um Fehlbedienungen zu vermeiden. Das Sachgebiet Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV hat sich der IRS angenommen und ein Infoblatt „Fachbereich Aktuell Nr. 22“ (FBFHB Nr. 22) herausgegeben. Hier wird explizit noch einmal auf die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung sowie einer Unterweisung der Einsatzkräfte hingewiesen.
Dieses Fallbeispiel beruht auf anonymen Schilderungen. Hier gegebene Handlungsempfehlungen befreien nicht von der Pflicht zur Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften und des sicherheitstechnischen Regelwerks.