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FALL:

Behälter unter Druck

EREIGNIS

Bei einer Fahrzeugüberprüfung wurde festgestellt, dass ein 20 Liter Stahlblechkanister gefüllt ist. Das Einsatzkonzept dieser gelb lackierten Kanister sieht jedoch vor, das diese nur zum Auffangen von Kleinmengen von auslaufenden (ggf. unbekannten) Flüssigkeiten bei Einsätzen genutzt werden. Somit hätte der Kanister im einsatzbereiten Zustand leer auf dem Fahrzeug mitgeführt werden sollen. Da nicht bekannt war, welcher Stoff in dem vollen Kanister gelagert ist, wurde dieser auf dem Boden stehend am Verschluss geöffnet. Beim Öffnen kam es zu einem plötzlichen Verspritzen einer nicht unerheblichen Menge von Benzin auf den Feuerwehrangehörigen. Betroffen war das Gesicht, der Oberkörper und Unterkörper. Die Umgebung wurde ebenfalls mit Benzin benetzt. Die Außentemperatur betrug dabei ca. 20° C, der Kanister war nicht aufgewölbt. Die mögliche Gefahr war nicht bewusst bzw. nicht zu erkennen.

FACHKOMMENTAR

Zur Aufnahme von auslaufenden Flüssigkeiten, meist Kraftstoffe oder Öle, werden in der Regel mitgeführte Behälter durch die Feuerwehren genutzt. Dabei ist auf die Eignung des Behälters für die zu sammelnden Gefahrstoffe ist zu achten. Auf Grund der bereiten Beständigkeit gegenüber vielerlei Gefahrstoffe erscheinen Metallkanister gegenüber einem Kanister aus Kunststoff im Vorteil und kommen somit oft zur Anwendung. In der Regel werden hier handelsübliche Metallblechbehälter zur Zwischenlagerung genutzt. Beim Umgang mit nicht bekannten Gefahrstoffen bzw. Kraftstoffen oder Ölen, sind die Feuerwehrangehörigen bestmöglich zu schützen. Hierzu folgende Sicherheitstipps:

  • Behälter mit aufgenommen Kraftstoffen sind mit einer Kennzeichnung zu versehen. Diese zeigt an, dass sich Flüssigkeit im Behälter befindet und um welche Flüssigkeit es sich vermutlich handelt.
  • Die vollen / teilbefüllten Behälter an einem sicheren, vorzugsweise kühlen Ort, ohne Zündquellen lagern. Auch Temperaturschwankungen über Zeit können Drücke im Behälterinneren verursachen und sind bei Stahlblechbehältern nicht immer durch Wölbungen zu erkennen.
  • Die aufgenommenen Gefahrstoffe sind im Rahmen der Einsatznachbereitung zeitnah fachgerecht zu entsorgen, damit keine Druckbildung im Behälter über Zeit erfolgt.
  • Bei aktiver Lagerung (Umfüllen etc.) die Behälter möglichst vorsichtig öffnen und den Überdruck langsam entweichen lassen. Die Öffnung hat im Außenbereich zu erfolgen.
  • Beim Öffnen von Standard-Stahlblechbehältern die möglicherweise unter Druck stehen, ist geeignete PSA zum Schutz der Körperoberfläche und der Augen zu tragen. Benetzte Bekleidung ist zeitnah zu wechseln. Benetzte Körperpartien sind zu reinigen.
  • Die Feuerwehrangehörigen sind über die korrekte Verfahrensweise zu informieren.

Auf dem Markt sind zudem Behälter erhältlich, die über eine höhere Prozesssicherheit verfügen. Ein Schraubverschluss ermöglicht dabei ein vorsichtiges öffnen, um einen möglichen Überdruck gezielt entweichen zu lassen. Durch ein verbautes Belüftungsventil kann zudem eine gleichmäßige Entleerung erfolgen

Dieses Fallbeispiel beruht auf anonymen Schilderungen. Hier gegebene Handlungsempfehlungen befreien nicht von der Pflicht zur Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften und des sicherheitstechnischen Regelwerks.

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