FALL:
Explodierende Propangasflaschen
EREIGNIS
Vollbrand eines Holz-Ferien-/Wochenendhauses mit Brandausbreitung auf zwei nebenstehende Holzgebäude. Der ersteintreffende/allein eintreffende Einheitsführer mit Kdow führte zunächst eine Rundumerkundung durch und erkannte drei 11kg Propangasflaschen deren Sicherheitsventile bereits den Überdruck ablassen. Beim weiteren Erkunden, explodierte an anderer Stelle unter lautem Knall und feuerballähnlicher Flammenausbreitung in die Höhe eine 11kg Propangasflasche ca. 4 m neben dem Einheitsführer. Da die Propangasflaschen bereits abbliesen, wähnte sich der Einheitsführer in Sicherheit.
Der Einheitsführer ging nach der Explosion zunächst reflexartig in Deckung und flüchtete dann aus dem Gefahrenbereich. Nach einer kurzen Eigenkontrolle auf Verletzungen wartete er auf die weiteren Einsatzkräfte und informierte diese dann über die Situation.
FACHKOMMENTAR
Schon die Erkundung eines Einsatzes kann mit hohen Gefährdungspotential verbunden sein. Der Erkundende hat in der Regel wenige Informationen und kaum Ortskenntnisse. Die Erkundung ist jedoch ein elementarer Teil des Einsatzaufbaus und kann entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg eines Einsatzes sein.
Von daher muss die Erkundung unter großer Sorgfalt und mit dem Einkalkulieren aller Gefahren durchgeführt werden. Wichtig ist hierbei, dass die komplette persönliche Schutzausrüstung (PSA) getragen wird. Unter Umständen, vor allem aber beim Erkennen von Explosionsgefahren, muss ein notwendiger Abstand zum Einsatzobjekt eingehalten werden.
Neuere Gasflaschen verfügen mittlerweile über eine Sicherheitseinrichtung (Schmelzsicherung), die bei steigendem Druck in der Flasche diesen Druck abführen und somit das Bersten des Behälters verhindern soll. Erstens gibt es jedoch auch noch ältere Flaschen, die keine Sicherheitseinrichtung haben und zweitens funktionieren diese Sicherungen nur, wenn mehr Druck abgelassen werden kann als sich in der Flasche aufbaut. Kommt es zu einem Druckaufbau im Behälter, der größer ist als das Druckminderungsvermögen der Sicherung, so kann es auch bei Flaschen mit einer Sicherung zum Bersten kommen. Sollte das Sicherheitsventil durch ungünstiges aufstellen der Flasche oder eine umgefallenen Flasche bzw. darauf gefallenen Teile versperrt sein, kann die Funktion ebenfalls kritisch eingeschränkt sein.
Tests der Bundesanstalt für Materialforschung[nbsp] und –prüfung (BAM) haben ergeben, dass Teile von explodierenden Propangasflaschen über 260 Meter weit geflogen sind. Diese Erkenntnis muss in eine Gefährdungsbeurteilung und in die Befehlsgebung einfließen. Der Sicherheitsabstand muss somit den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, Löscharbeiten möglichst aus der Deckung heraus durchgeführt und die Wärmequelle entfernt werden. Die Flaschen müssen hierbei auf Umgebungstemperatur heruntergekühlt und ständig die Explosionsgefahr überwacht werden.
Dieses Fallbeispiel beruht auf anonymen Schilderungen. Hier gegebene Handlungsempfehlungen befreien nicht von der Pflicht zur Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften und des sicherheitstechnischen Regelwerks.